Parade of Tender
Fee Kleiß + Axel Eichhorst
Eröffnung: 26 April 2023, 19:00
Dauer: 27 April — 14 Mai 2023
Öffnungszeiten: Freitag – Sonntag, 13:00 – 18:00
Farbverläufe, die von innen her leuchten und Stoffskulpturen, die organisch in den Raum ausgreifen – Axel Eichhorsts und Fee Kleißs Medien mögen sich unterscheiden, doch je länger man ihre Kunst betrachtet, desto klarer wird: Ihre Werke sind Seelenverwandte, die in verschiedenen Bildwelten leben und doch ein Farbuniversum teilen. Im Rahmen der Ausstellung „Parade of Tender“ werden die Arbeiten der beiden nun erstmals gemeinsam zu sehen sein. Eichhorst zeigt großformatige, abstrakte Gemälde, Kleiß Skulpturen und Wandreliefs. Was beide verbindet, ist der Wunsch, ihr Schaffen nicht ausdeuten zu müssen. Für Eichhorst sind es emotionale Tageszustände, die er auf die Leinwand überträgt. Er will keine Geschichten erzählen, sondern Gefühlen Raum geben. „Surging“ hat er einen feuerroten Farbverlauf genannt, „Joyful“ heißt ein gelb leuchtendes Bild. Vor es an die großen Flächen geht, mäandert Eichhorst mit dem Bleistift über den Seiten seines Skizzenbuchs. Er lässt sich von den Emotionen des Tages leiten, manchmal ist es weniger er, der den Stift lenkt, als der Stift, der ihn führt. Bisweilen hat es etwas Meditatives, wenn die Kompositionen und Farben seiner Werke auf dem Papier Gestalt annehmen.
Auch Fee Kleiß sucht nicht aktiv nach Ideen oder Inspiration – ihre Skulpturen finden sie. Wenn sie auf dem Weg zu ihrem Atelier in Neukölln ist oder mit dem Fahrrad durch die Stadt fährt, begegnen ihr Stoffreste und Wegwerfprodukte am Straßenrand. Was für andere Abfall wäre, dient Kleiß als Ausgangsmaterial für ihre Kunst. Sie setzt gefundene Textilien neu zusammen, formt und näht sie zu Skulpturen und Objekten um, aus denen eine eigene Wesenhaftigkeit spricht. Den Startpunkt ihrer Raumlandschaften bilden Collagen aus Reklame-Ausschnitten oder feine Zeichnungen: Eine Stoffsammlerin ist Kleiß damit in doppelter Hinsicht. Das Sammeln teilt sie mit Eichhorst, dessen Gemälde als Emotionstagebuch gedeutet werden können – als Archiv der Gefühlszustände, oder, wie er selbst sagt, als „Expeditionen in Seelenwelten“.
Text: Laura Storfner