HAUT KONTAKT
Michael Sailstorfer + Thomas Kratz
Eröffnung: 26 April, 19:00 Uhr
Dauer: 27 April — 15 Mai 2022
Öffnungszeiten: Freitag – Sonntag, 13:00 – 18:00 Uhr
Ein heftiges Atmen, beißender Geruch, ein elektrisches Knistern, Farbe wird zu Material, ihre Töne zu Metaphern, die Natur zur Komplizin.
In der Ausstellung Haut Kontakt untersuchen und verhandeln Michael Sailstorfer und Thomas Kratz Fragen nach dem Leben der Dinge, der Entstehung von Bedeutung und der Grenze zwischen Innen und Außen. Thomas Kratz und Michael Sailstorfer sind schon seit vielen Jahren befreundet, und nun ist es ihre erste Ausstellung, in der die zwei Künstler zusammen ihre Werke präsentieren.
Michael Sailstorfer, *1979 in Deutschland, Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und dem Goldsmiths College, London, fordert und erweitert mit seinen Werken den herkömmlichen Skulpturbegriff. In seinen Arbeiten werden leblosen Gegenständen neuer Odem eingehaucht, Relationen vertauscht, der natürliche Lauf der Dinge aufgehoben, die Natur zur Komplizin der Werkschöpfung gemacht. Die dabei entstehende Transformation seiner Arbeiten stimuliert die Sinne seiner Betrachter*innen und löst ein vielschichtiges Spektrum verschiedenster Emotionen aus.
So kriecht bei der Arbeit Tank 1, 2020, der Atem der Kunststoffmaske, welche einst ein Tank war, bis in jede Pore, breitet sich der Benzingeruch in jeden Winkel des Ausstellungsraums, setzt sich fest in Haaren, Kleidung, Erinnerungen. Die Maske als Schutz, als Illusion, als Barriere. Das Phänomen der Pareidolie, welches uns Menschen das Gesicht in Dingen erkennen lässt, vereint sich mit dem mechanischem Atmen des Objekts zu einem zeitgenössischen Deus Ex Machina, unheimlich und bewegend zugleich.
Die Arbeiten von Thomas Kratz, *1972 in Deutschland, Studium an der Hochschule für Gestaltung ZKM in Karlsruhe, an der Akademie der Bildenden Künste in München und am Royal College of Art in London, widmen sich Reflektionen zur Haut und menschlicher Oberfläche. In der Verschmelzung von Interaktion mit Material und Farbe sowie dem thematischen Schwerpunkt des Sujets reichen seine künstlerischen Referenzen bis zu den Meistern der Renaissance, ohne dabei zeitgenössische politische und gesellschaftliche Tradierungen von Sprache und Deutungshoheit aus dem Blick zu verlieren. Was als Serie über Erotik und Verletzlichkeit begann, entwickelte sich so im Verlauf der Jahre zu einer kulturgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Dokumentation über Hauttöne und deren Bedeutungen – die verletzliche Hülle als Reflektionssoberfläche.
Verbunden durch ein gemeinsames Studium sowie eine langjährige Freundschaft begeben sich Kratz und Sailstorfer in den Räumen des SMAC auf eine Suche nach der Membran als Element zwischen Trennung und Verbindung, Anfang und Ende, Schutz und Durchlässigkeit, Vollkommenheit im Unvollkommenen.
Ihre Malereien und Skulpturen umkreisen das Spektrum von zwischenmenschlichen Spannungen, der Verletzlichkeit der menschlichen Hülle und der Schwere, welche sich hinter Masken verbirgt.
Text: Hilka Dirks